Herderhütte

Warum man hier nicht immer eine ruhige Kugel schob: Klaus Gülker erzählt es Ihnen.

Die Herderhütte oder Herderwirtschaft war ein Allmendgut der Gemeinde und geht mit seinem jetzigen Baubestand auf das Jahr 1761 zurück. Die Hütte diente ursprünglich dem Gemeindehirten und dem zu hütenden Vieh als Unterkunft. Zu damaliger Zeit befand sich etwa 90 m oberhalb der Herderhütte die Erzwäsche und Schmelze (Poche) des Bergwerks mit Wohnungen für die dortigen Arbeiter. Ein dort zuvor befindliches Gebäude hatte ein Feuer am 18. Juli 1761 zerstört. Das durch Unachtsamkeit der Bewohner entstandene Feuer vernichtete die gesamten Bergwerkseinrichtungen und Teile des angrenzenden Komturwaldes, in dem die Kappler Bauern Holzbezugsrechte hatten. Die Gemeinde Kappel dürfte die Nachricht von der Zerstörung der Poche mit großer Freude aufgenommen haben. Denn seit Jahrzehnten klagten die Bauern über Schäden an ihren Feldern und Matten durch das in den Reichenbach abgeleitete Pochewasser sowie am Fischbesatz. Ihr Protest gegen die Wiedererrichtung der Poche an altem Platz hatte schließlich Erfolg.

Die Herderhütte diente dem Viehhirten (Herder) auf der Schauinsländer Allmendweide, eine Hoch- und Jungviehweide, als Wohnhaus und später auch als Gastwirtschaft. Der Pächter der Herderhütte hatte den Gewinn, der nicht zum Erhalt des Gebäudes diente, an die 79 genussberechtigten Einwohner Kappels abzuführen. Die Genehmigung zum Betrieb einer Schank- und Speisewirtschaft erhielt der Herderwirt 1857. Im Zuge des allgemein zu beobachtenden Wirtshaussterbens wurde der Betrieb der Gastwirtschaft 2006 eingestellt. Im 19. Jahrhundert waren Johann Kirner vom Marxenhof gefolgt von seinem Sohn Johann die Herderwirte. Dann folgte die Familie Rieder bis 1928. Im selben Jahr übernahm Otto Schweizer nach Verpachtung seines Gastbetriebes „Schauinsland“ die Herderhütte von Rieder nach Heirat mit dessen Tochter Wilhelmina. Nach dem 2. Weltkrieg bewirtschaftete die Familie Näher/Dold die Herderwirtschaft bis zu ihrer Schließung.


Die Herderhütte war während des Bergwerkbetriebs 100 Jahre lang das gesellschaftliche Zentrum der Bewohner des „Zinkens“ Schauinsland. Sie waren damals fast alle für das Bergwerk tätig. Mit der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert baute man als höchstgelegene Wohnhäuser Kappels ca. 1200 m talaufwärts der Herderhütte an der Kappler Wand das Bergmannsheim, ein Arbeiter- und ein Steigerwohnhaus. Die dort mit zum Teil ihren Familien wohnenden zahlreichen Bergleute gehörten zum festen Gästestamm der Herderhütte. In der warmen Jahreszeit nutzten sie auch die talabwärts gelegene Freiluft-Kegelbahn der Herderwirtschaft. Aber auch die Kappler Bauern kehrten gerne beim Herderwirt ein. Mancher von ihnen beglich seine Verzehrschulden mit Holz aus dem nahe gelegenen Komturwald, sofern er dort noch einen Anteil besaß. Sehr anschaulich nannte man damals dieses Holz „Schmerzhieb“. Leider gibt es auch Unerfreuliches zu berichten: 1899 verstarb der Alt-Herderwirt Johann Kirner an den Folgen eines Steinwurfes bei einem Streit unter den als Wirtshausgäste anwesenden Bergleuten.

 

Quellen: 
(1) Fridolin Drescher (Ratschreiber): Beschreibung über die Gemeinde Kappel im Tal. 
    Deren Entstehung sowie über Erbauung von Häusern usw. Unveröffentlichtes Manuskript, 
    Kappel um 1932 
(2) Fridolin Drescher (Ratschreiber): Stammbuch der Gemeinde Kappel. Band 1-3. 
    Unveröffentlichtes Manuskript, Kappel um 1920 
(3) Kappel im Tal. Dorfgemeinde und Stadteil. Eine Ortsgeschichte. Freiburg 1993 
(4) Paul Priesner: Der Bergbau im Schauinsland von 1340 bis 1954. Freiburg 1982

 

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die Moorwächter vom Hinterzartener Moor

Die Moorwächter

Jeder Wächter repräsentiert eine Figur aus der reichen Mythologie und Folklore, die mit Mooren und Sümpfen in Verbindung gebracht wird 1. Die sechs Skulpturen sind:

  1. Der Knabe im Moor
  2. Die Abnoba
  3. Der Faun
  4. Die Moosmännle
  5. Der Nebulon
  6. Das Moos-Annele

Jede Skulptur hat ihre eigene Geschichte und Bedeutung, die auf der offiziellen Website der Moorwächter zu finden ist 1. Die Moorwächter sind ein faszinierendes Beispiel für die Verbindung von Kunst und Natur und ein wunderbares Ziel für einen Spaziergang im Moor.

„Abnoba“

Die Moorwächter sind im Hinterzartener Moor eingezogen

Hinterzarten, 20. September 2023 – Die Moorwächter haben Einzug gehalten. Diese imposanten, etwa 4,5 Meter hohen Holzskulpturen aus Hinterzartener Weißtannenholz wurden von Bildhauer Thomas Rees aus Freiburg geschaffen. Die Idee für diese beeindruckenden Kunstwerke wurde in der der Arbeitsgruppe „Hochmoor“ innerhalb der Initiative „Zukunft Hinterzarten“ entwickelt.

Schon seit jeher sind Moore von Geschichten, Mythen und Sagen durchdrungen – sie sind die Heimat für Geister, Elfen und Halbgötter. Die Moorwächter setzen diese jahrhundertealte Geschichten fort, indem sie faszinierende Figuren aus der reichen Mythologie in das Naturschutzgebiet einführen. Dabei ist es den Initiatoren ein besonderes Anliegen, dass die Wächter Botschafter des Naturschutzes sind. Sie sollen daran erinnern, wie wichtig es ist, unsere einzigartige Landschaft zu schützen und zu bewahren.

In Zukunft werden folgende Figuren den Besuchern an den Zugängen des Moores begegnen:

Abnoba – Die keltische Göttin der Quellen: Sie verlieh dem Schwarzwald in römischer Zeit seinen Namen (Abnoba Mons) und bewacht die Wälder und die Quellen.

Die Moosmännle – Diese verschmitzten Wesen sind unverzichtbare Bewohner eines jeden mitteleuropäischen Moores. Mit ihrer Gutherzigkeit und ihrer Hilfsbereitschaft sind sie die „guten Geister“ des Moores. Sie sind aber extrem scheu und leicht beleidigt.

Der Faun – Ein Halbgott mit Migrationshintergrund: Der Faun bringt eine internationale Note in das Hinterzartener Moor und trägt zur kulturellen Vielfalt bei.

Das Moos-Annele – Diese Sagengestalt hat ihre Wurzeln tief im Hochschwarzwald. Sie erzählt Geschichten von vergangenen Zeiten und trägt so zur Bewahrung unserer Traditionen bei, auch wenn sie zu den weniger sympathischen Bewohnern des Moores gehört.

Nebulon – Ein Wetterhexer, der für die Frühnebel sorgt: Mit seinen zauberhaften Fähigkeiten schafft Nebulon eine geheimnisvolle und mystische Atmosphäre im Moor.

Die Moorwächter wurde eingebettet in die Geschichte vom Knaben im Moor. Grundlage dafür war ein Gedicht von Annette von Droste-Hülshoff, das aus dem 19. Jahrhundert stammt und ins 21. Jahrhundert übertragen wurde. „Der Knabe im Moor 2.0“ beleuchtet nicht nur die Veränderungen in unserer Naturwahrnehmung, sondern auch die zeitlose Schönheit der Natur.

Die Arbeitsgruppe erhielt tatkräftige Unterstützung aus der Region. Klaus Gülker, ein ehemaliger Radiomoderator des SWR, brachte den „Knaben im Moor“ in die heutige Zeit und sprach die Texte, die über QR-Codes an den Skulpturen abgerufen werden können. Eliza und Andreas Kramer kümmerten sich um die Übersetzungen ins Französische, während Susanne Fiessler die englische Version beisteuerte. Rosalin Blue aus Irland sprach die Texte in englischer Sprache ein, ebenfalls über QR-Codes abrufbar. Eugen Winterhalter sorgte für das beeindruckende Weißtannenholz aus dem Gemeindewald Hinterzarten, und die Forstunternehmen Tritschler aus Hinterzarten gewährleisteten zusammen mit dem Bauhof den reibungslosen Aufbau der Figuren und den Transport des Holzes. Das Projekt wurde maßgeblich durch die großzügige finanzielle Unterstützung der Gemeinde Hinterzarten ermöglicht.

Die Einweihung der Moorwächter im Hinterzartener Moor markiert einen bedeutenden Schritt in Richtung Naturschutz und kultureller Bereicherung unserer Region. Doch sei darauf hingewiesen: Die Geschichten um die Wächter erheben aus naheliegenden Gründen keinen Anspruch auf Vollständigkeit oder endgültige Richtigkeit.

 

Weitere Informationen zu den Moorwächtern

die Moorwächter – thomas rees – home (thomas-rees.com)

 

Kontakt für weitere Informationen:

Arbeitsgruppe Hochmoor der Initiative „Zukunft Hinterzarten“

Achim Laber                 

E-Mail: Laber.achim@gmail.com

Bildhauer Thomas Rees 

home:  https://thomas-rees.com/

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