Pfarrer Gebert

Kappler Persönlichkeiten    –   

Pfarrer Johannes Gebert

Kindheit, Jugend- und Studienzeit 1901-1925

Pfarrer Gebert wurde am 30. September 1901 in Freiburg als Johann Max Gebert geboren. Er hatte noch eine ältere Schwester, Marianne mit Rufnamen Maria, und eine jüngere Schwester, Bertl genannt (Bild 1). Sein Vater war Schuhmachermeister und zog 1900 mit der Familie nach Freiburg in die Nägeleseestr. 18 (Bild 2), wo er im Hochkellergeschoss eine Werkstatt betrieb.  Die Familie wohnte im Hochparterre. Der Vater hatte vermutlich das Haus gekauft. Denn zum Einzug der Familie Gebert wechselten alle Bewohner der vier Hausgeschosse. Zu damaliger Zeit wohnten in der Straße Handwerker, kleine Angestellte und Arbeiter. Seine Mutter Maria Gebert, geb. Lais, stammte aus Staufen (Bild 3). Der junge Johannes, er wurde damals Hans gerufen, besuchte die Unterstufe der Volksschule und trat anschließend in das Rotteck-Gymnasium über. In seiner Gymnasialzeit, die in die Zeit des I. Weltkriegs fiel, hatte er bereits eine einprägsame Begegnung mit einem Kappler, gebürtig auf dem Todtnauer-Hof: in der Maria-Hilf-Kirche predigte 1916 der Salvatorianer-Pater Marcellinus (Otto) Molz (Bild 4) , nachdem er kurz zuvor aus englischer Internierung in Indien und England entlassen worden war. Anlässlich des Gedächtnisgottesdienstes für den im Oktober 1961 verstorbenen Pater Molz führte Pfarrer Gebert in seiner Traueransprache in der Kappler Kirche aus: „1916 hatte ich das Glück, P. Molz zu sehen, als er in der alten Maria-Hilf-Kirche in einer Maiandacht von seinen Schicksalen in Indien erzählte: Wie imponierten mir sein feuerroter Bart, seine Bärenstimme und seine kräftige Sprache, die so laut war, dass oft die Fensterscheiben zitterten“. Der Vater von Gebert starb bereits 1919. Der jugendliche Hans Gebert erlangte 1920 das Abitur und erwarb unmittelbar danach das Graecum im Rahmen einer Externen-Prüfung am Freiburger Bertholdgymnasium. Dieses war damals Voraussetzung für das Theologiestudium. Im Wintersemester 1920/21 nahm Hans an der Freiburger Universität das Theologiestudium (Bild 5) auf, dem1925 nach erfolgreichem Abschluss die Priesterweihe folgte (Bild 6).

 

Vikarsjahre 1925-1934

Die obligatorischen Vikarsjahre verbrachte Gebert in den nordbadischen Pfarrgemeinden  Herrenwies, Neudorf und Obergrombach sowie in den Ortenau-Dörfern Oberschopfheim und Ottenhöfen. Eine Predigt in der zur Pfarrgemeinde Ottenhöfen gehörigen Kuratie Seebach ließ Gebert 1934 in das Blickfeld örtlicher Nationalsozialisten rücken. Darin nahm der junge Vikar mutig Stellung gegen das Verbot des Kirchgangs für Angehörige des Katholischen Gesellenvereins an einem kirchlichen Feiertag durch lokale Parteiinstanzen. Im Anschluss an die Predigt wurde Gebert mehrfach von einem SS-Sturmbannführer ins Gesicht geschlagen. Eine Strafanzeige durch das Erzbischöfliche Ordinariat in Freiburg blieb für den SS-Offizier im Wesentlichen folgenlos, da seine Tat unter eine Amnestie fiel. Vikar Gebert hingegen belegte man mit einem Ortsverbot.

 

Pfarrer in Osterburken 1934-1947

Der Erzbischof versetzte Gebert daraufhin in das im äußersten Nordostwinkel Badens gelegene Städtchen Osterburken im badischen Frankenland. Die dortige Pfarrgemeinde hatte gerade ihren Pfarrer verloren, der wegen „staatsfeindlicher Gesinnung“ vom nationalsozialistischen Regime verhaftet und danach mit einem Aufenthaltsverbot belegt wurde. Viele Einwohner des Städtchens Osterburken nahmen an einer spontanen Demonstration gegen die Festsetzung ihres Pfarrers teil und wurden dabei von Polizei und SA niedergeknüppelt und teilweise auch verhaftet. Noch 1934 ernannte man Gebert zum Pfarrverweser und 1936 übertrug ihm der Erzbischof endgültig die Stadtpfarrei Osterburken. Im selben Jahr übersiedelte seine Mutter mit den beiden Schwestern aus der Freiburger Nägeleseestraße in das Osterburkener Pfarrhaus (Bild 7). Beobachtungen und Nachstellungen durch NS-Staatsorgane setzten sich auch in Osterburken fort. Das Pfarrhaus erhielt öfter Besuch von der Gendarmerie, die Hirtenbriefe beschlagnahmte und das Gebäude durchsuchte. 1938 eröffnete das Sondergericht in Mannheim ein Verfahren gegen Gebert wg. Verbreitung religiöser Schriften. Der Stadtpfarrer entging einer 6-monatigen Gefängnisstrafe nur deshalb, weil er im Zusammenhang mit dem „Anschluss“ Österreichs unter eine Amnestie fiel. Pfarrer Gebert war ein geselliger, kontaktfreudiger und überaus kommunikativer Mensch. Gastfreundschaft war im Pfarrhaus, das seine Mutter und seine beiden Schwestern sowohl administrativ als auch hauswirtschaftlich besorgten, großgeschrieben. Freunde und Bekannte aus Freiburg und dem Breisgau, aber auch aus der Zeit seiner Vikarsstellen stellten einen Großteil der Besucher. Einen nicht unerheblichen Teil der Gäste bildeten aber auch Amtsbrüder, die auf der Durchreise am Bahnknotenpunkt Osterburken hängen geblieben waren. 1943 logierte deswegen trotz zeitgleicher Abwesenheit von Pfarrer Gebert der Bischof von Mainz und 1944 der Freiburger Erzbischof Conrad Gröber im Pfarrhaus. Gegen Kriegsende nahm das Pfarrhaus zahlreiche Angehörige eines „Evakuierungszuges“ von KZ-Häftlingen aus dem KZ Neckarelz auf, der angesichts der vorrückenden US-Soldaten vor Osterburken liegen blieb. Als Pfarrer Gebert bei Kriegsende zwei Frauen seiner Pfarrei zu Hilfe kam und gegen plündernde US-Soldaten energisch einschritt, blieb dies für ihn nicht folgenlos. Er wurde nicht nur von deren Gewehrkolben misshandelt, sondern musste sich anschließend auch noch vor einem US-Militärgericht verantworten, was dann glücklicherweise für ihn keine Folgen nach sich zog. Kurz nach Kriegsende trafen die ersten Flüchtlinge und Vertriebene aus den deutschen Ostgebieten in Osterburken ein. Eine ganze Reihe von ihnen fand im Pfarrhaus eine vorübergehende Heimat. Darüber hinaus setzte sich Pfarrer Gebert mit Nachdruck zum Wohle aller Flüchtlinge in der Stadt ein, die bald einen Anteil von über 20% der Bevölkerung erreichten. Anlässlich seines Abschieds im Oktober 1947 aus Osterburken trugen sich auch mehrere Flüchtlinge in das Gästebuch des Pfarrhauses Gebert ein und fanden dabei anerkennende Worte des Dankes für die tätige Unterstützung durch Pfarrer Gebert (Bild 8).

 

Pfarrer in Kappel 1947-1964

Pfarrer Gebert folgte im November 1947 Pfarrer Franz Joseph Vitt (Bild 9), der zeitgleich mit Gebert in Osterburken 1936 auf die Kappler Pfarrei investiert wurde. Die neue Pfarrstelle brachte Gebert in unmittelbare Nähe seiner Heimatpfarrei in Freiburg-Wiehre. Vor allem deswegen dürfte er seine Versetzung begrüßt haben. Im Umzugsgepäck hatte er die Erträge seiner bisherigen Forschungen zur Stadtgeschichte von Osterburken. 1956 zum 600-jährigen Stadtjubiläum von Osterburken konnte das 325 Seiten umfassende Werk nach zwanzigjähriger Arbeit daran endlich erscheinen (Bild 10). Ein bemerkenswerter Bestandteil dieser Stadtgeschichte ist eine „Kurze Geschichte der Flüchtlinge von Osterburken 1946-1955“, verfasst von einem betroffenen Flüchtling. In vergleichbaren Ortsgeschichten dieser Zeit geht man auf diese Bevölkerungsgruppe gar nicht oder nur in ein paar Halbsätzen ein. Pfarrer Gebert kam 1947 nach Kappel in Zeiten des allgemeinen Nachkriegselends in Deutschland. Für ihn stand zunächst im Vordergrund, die Folgen von Krieg und nationalsozialistischer Unrechtsherrschaft zu mindern. Die der Kirche oftmals fremd gewordenen ehemaligen Anhänger des NS-Regimes wollte er wieder in die Kirchengemeinde integrieren. 1950 feierte er einen ganzen Tag lang sein silbernes Priesterjubiläum (Bild 11).  Mit den Gläubigen feierte er in der Kappler Kirche eine Festmesse und eine nachmittägliche Andacht. Ausgewählte Gäste lud er großzügig in das Gasthaus zum Kreuz zum Mittagessen, Kaffeetrinken und Abendessen. Vermutlich verfolgte er damit auch die Absicht, seine neue Gemeinde besser kennenzulernen. Bereitwillig bot Gebert über die gesamte Dauer seiner Amtszeit in Kappel Flüchtlingsfamilien eine Bleibe im Pfarrhaus. Über lange Zeit waren gleichzeitig 8 Personen in den Dachgeschossen des Pfarrhauses untergebracht.  Im April 1951 stellte er darüber hinaus einen Teil seiner Räumlichkeiten für die Durchführung einer Flüchtlingshochzeit zur Verfügung, nachdem er das Brautpaar zuvor getraut hatte (Bild 12). Die Braut war eine Schwester der mit ihrer Familie von 1950-1958 im Pfarrhaus lebenden Mutter des Verfassers. Pfarrer Gebert mit seiner Mutter und seinen beiden Schwestern waren zugleich Gäste dieser Hochzeitsgesellschaft. Die Pfarrbaracke auf dem Mesnerberg – auch „Katzenbuckel“ genannt, die eigentlich nur als Pfarrbibliothek und Versammlungsraum dienen sollte, überließ Gebert wie selbstverständlich jahrelang einer vielköpfigen Flüchtlingsfamilie als Wohnraum.

Tatkräftig ging Gebert an die Beseitigung der Kriegsfolgen. 1950 bestellte die Pfarrgemeinde neue Kirchenglocken als Ersatz für die beiden 1942 abgehängten und eingeschmolzenen Glocken, die den Aposteln Petrus und Paulus sowie Maria geweiht waren. 1951 wurden sie geliefert. Bei einer Feier am 22. April 1951  in Anwesenheit beinahe der gesamten Kappler Gemeinde weihte Pfarrer Gebert mit weiteren Geistlichen die neuen Glocken den Schutzheiligen der beiden auf Weisung des NS-Staates im Krieg abgehängten Glocken (Bild 13) und (Bild 14). Am nachfolgenden Werktag zog der Kappler Zimmermeister Wilhelm Klausmann die Glocken in den Glockenstuhl hinauf und montierte sie dort. Im Zusammenwirken von politischer und kirchlicher  Gemeinde schuf 1953 der Freiburger Bildhauer Franz Spiegelhalter zusammen mit August Storr an der äußeren Kirchenmauer am Aufgang von der Peterbergstraße mit der Pietà ein überaus gelungenes Ehrenmal für die 49 gefallenen und vermissten Söhne der Gemeinde im Zweiten Weltkrieg und die 26 Gefallenen und Vermissten des Ersten Weltkriegs. Schmerz und Trauer der leidgeprüften Angehörigen und Freunde hatten nunmehr einen würdigen Ort gefunden. Pfarrer Gebert weihte das Denkmal zusammen mit Prälat Schinzinger aus Bollschweil und weiteren Geistlichen am 8. November 1953 (Bild 15) ein. In den nachfolgenden Jahren bis zu seinem Weggang aus Kappel1964 war Pfarrer Gebert neben der Alltagsseelsorge (Bild 16)  durchgängig mit der aufwändigen Renovierung der Kirche und der Erweiterung des Friedhofs beschäftigt (Bild 17). Hinzu kam die Renovierung des Pfarrhauses durch das Erzbischöfliche Bauamt. Und wiederum gelang es ihm, zur kostspieligen Finanzierung der Kirche auch die politische Gemeinde heranzuziehen. In der nunmehr renovierten Kirche war die Kanzel nicht mehr zugänglich. Der Verfasser erinnert sich heute gerne an Pfarrer Gebert, als dieser bei Predigten von der Kanzel an bedeutungsvollen Stellen gerne mächtig seine Stimme erhob. Davon war der kindliche Zuhörer stark beeindruckt. 1960 verstarb die Mutter von Pfarrer Gebert im gesegneten Alter von 89 Jahren. Noch bis in die 50-iger Jahre hatte sie in der Hauswirtschaft das Heft in der Hand, unterstützt von ihren beiden Töchtern, die zugleich das Pfarrbüro führten. Von der im Pfarrhaus aufgebahrten „Pfarrmutter“ kamen sich viele Kappler verabschieden. Mit einem Leichenzug durch den Pfarrgarten und die Peterbergstraße erwies man ihr die letzte Ehre, bevor sie in ihrer Heimatstadt Staufen beerdigt wurde. 1961 feierte Gebert seinen 60. Geburtstag. Kirchengemeinde und politische Gemeinde mit ihren Vereinen kamen zum Gratulieren. In gewohnt großzügiger Weise lud Pfarrer Gebert alle Gratulanten in die Gasthäuser zum Kreuz und zum Sternen zu einem Vesper ein. Wie bereits in Osterburken hatte Pfarrer Gebert auch in Kappel häufig Gäste, die bisweilen im Pfarrhaus auch eine Herberge fanden. Jetzt waren es vor allem Osterburkener, die ihren Stadtpfarrer an der neuen Wirkungsstätte besuchten. 1959 besuchte der Kapitularvikar des in Ost- und Teilen Westpreußens gelegenen Bistums Ermland, Prälat Paul Hoppe, das Pfarrhaus. Dort hatte nach ihrer Aussiedlung aus dem nunmehr polnischen Westpreußen die Familie der Eltern seiner Haushälterin eine Wohnung gefunden. Der gastfreundliche Pfarrer Gebert bot dem Prälaten für eine Nacht Quartier und Beköstigung. Alle Beteiligten wussten damals noch nicht, dass Prälat Hoppe von 1976 bis 1987 in Kappel einmal seinen Altersruhesitz nehmen wird und dabei Pfarrer Ballach in der Seelsorge unterstützen sollte.  Ab der zweiten Hälfte der 1950-iger Jahre setzte sich Pfarrer Gebert dafür ein, dass auch junge Familien mit Kindern einschließlich Flüchtlingsfamilien aus dem Kappler Pfarrfond Bauland erhielten. Zuerst in der Peterbergstraße und Im Schulerdobel, später im Gewann Moosmatten. Pfarrer Gebert war auch Fürsprecher und Mitinitiator für den Bau eines Kindergartens auf dem Pfarrland in den Moosmatten. Dessen Fertigstellung 1967 sollte Pfarrer Gebert leider nur wenige Monate überleben (Bild 18). Die Nachricht von der Versetzung Pfarrer Geberts schlug 1964 in Kappel wie eine Bombe ein. Von der politischen Gemeinde verabschiedete ihn am 26. Juli nach dem Kirchgang vor dem Mesnerhaus Bürgermeister Emil Steiert (Bild 19). Pfarrer Gebert besaß auch die Wertschätzung der evangelischen Mitchristen in der Gemeinde. Denn er überließ ihnen im Geiste der Ökumene alljährlich an Heiligabend die Kappler Kirche zum Gottesdienst. Von eigener Hand schrieb Pfarrer Gebert am 29. Juli, dem Tag seiner Abreise aus Kappel an seinen neuen Wirkungsort Neusatzeck unter ein Bild der Kappler Kirche im Gästebuch in Anlehnung an eine Strophe des von seinem Vorgänger Vitt verfassten Kapplerliedes : „O Kirchlein, still am Bergeshang, du liebes Kapplertal, ich grüß dich viel tausendmal! Und heute zum letztenmal“ (Bild 20).

Der Verfasser verbindet mit Pfarrer Gebert auch die Erinnerung an einen Pfarrgarten, dessen schöne Streuobstwiesen Pfarrer Gebert bis zu seinem Weggang sorgsam pflegen ließ. Noch Anfang der 1960-iger Jahre führte dort sogar ein Außenkommando der JVA Freiburg eine Woche lang Pflegearbeiten durch. Gerne erinnert sich der Verfasser auch daran, wie ihn Pfarrer Gebert an dessen größten Hobby, dem Briefmarkensammeln, teilhaben ließ. Mit bewundernden Blicken durfte er der Präsentation des Sammelschwerpunktes von Gebert folgen, Marken des Vatikans. Der Generation der 1940-iger und ersten Hälfte 1950-iger Jahre wird die Ministrantenzeit unter Pfarrer Gebert unvergessen bleiben.  Bei kirchlichen Hochfesten wurden generell alle Ministranten mobilisiert. Immer waren es über 20 Ministranten, die feierlich am Altar standen und deren Bewegungen unter Aufsicht des Pfarrers und des Oberministranten in der Kirche zuvor genaustens einstudiert wurden. Zumeist klappte alles zur Freude von Pfarrer Gebert, der dann mit Lob nicht geizte. Im Einzelfalle führte ein Missgeschick oder ein Fehlverhalten eines einzelnen Ministranten jedoch zu einem nur schwerlich zu unterdrückenden Lachanfall aller am Altar stehenden Ministranten. Im Anschluss an den Gottesdienst hatte Pfarrer Gebert dann für jeden Ministranten eine Backpfeife parat, die demuts- und reuevoll hingenommen wurde. Die Ministranten liebten und achteten Pfarrer Gebert und ehrten ihn zu seinem Abschied mit einem Schwarzwaldbuch, in das sie ein Einlegeblatt mit ihrer persönlichen Widmung taten (Bild 21).

 

Superior des Klosters der Dominikanerinnen in Neusatzeck 1964-1967

Die neue Wirkungsstätte, das Dominikanerinnenkloster Neusatzeck bei Bühl, war Gebert bereits aus seiner Vikarstätigkeit in der Ortenau bekannt. Als Superior des Klosters war er der geistliche Vater der dortigen Dominikanerinnen. Seine Tätigkeit war hier nicht mehr so aufreibend wie in der Gemeinde Kappel. Schließlich stand er kurz vor der Pensionsgrenze und war gesundheitlich angeschlagen. Die Gebert‘sche Tradition der Gastfreundschaft galt auch in Neusatzeck weiter. Zu den ersten Besuchern des Superiors zählte der Freiburger Erzbischof Schäufele und der Bischof von Speyer. 1965 feierte Gebert mit seinen Kursgenossen im Kloster Neusatzeck das 40-jährige Priesterjubiläum. Bereits 1965 kamen die ersten Besucher aus Kappel. Dies waren der damalige Kappler Oberministrant Raymund Koslik, die Geschwister Ferdinand und Maria Zimmermann und Gabriele Prassek. Raymund Koslik und Johannes Slodowski weilten erneut in den Jahren 1966 und 1967 für ca. 14 Tage als Gäste von Gebert im Kloster Neusatzeck. Wilfried Sennrich und Thomas Prassek zelteten 1966 einige Tage im Klostergarten. 1967 sollte im April der 100. Todestag des Klostergründers und somit eines der Vorgänger von Gebert, Josef Bäder, feierlich begangen werden. Zu diesem Anlass hatte Gebert eine 48-seitige Kurzbiographie unter dem Titel „Josef Bäder der badische Pfarrer von Ars“ verfasst (Bild 22). An der Gedenkfeier nahm auch der Freiburger Weihbischof Gnädinger teil (Bild 23). Am 5. Dezember 1967 ereilte den bereits viele Jahre an Bluthochdruck leidenden Gebert am Steuer seines Wagens unweit von Neusatzeck der plötzliche Herztod. Seine neben ihm sitzende Schwester Bertl blieb unverletzt. Bereits am 8. Dezember setzte man Superior Gebert auf dem Klosterfriedhof von Neusatzeck bei. Auf seinem letzten Weg begleiteten ihn neben den Angehörigen die Schwestern seines Klosters, Vertreter der örtlichen Gemeinde, zahlreiche Mitbrüder und viele Gläubige seiner früheren Pfarrgemeinden Osterburken und Kappel (Bild 24). Aus Kappel fuhr sogar ein Omnibus. In Osterburken wird bis heute die Erinnerung an Gebert durch die Benennung einer Straße wach gehalten.

Bruno Riediger

 

Horben, im Oktober 2020

 

 

Quellen:

(1) Adressbuch/Einwohnerbuch der Stadt Freiburg i.Brsg. 1899-1936

(2) Archiv der Salvatorianer in München, Marcellinus Molz

(3)Gästebuch des Pfarrhauses Johannes Gebert 1934-1967. Unveröffentlichtet Manuskript. Sammlung Josef Riediger

(4)Generalarchiv der Salvatorianer (AGS) in Rom: AGS 0310_V-1891_01

(5)Johannes Gebert: Osterburken im badischen Frankenland. Zum 600-jährigen Stadtjubiläum. Herausgeg. von der Stadt Osterburken. Buchen 1956

(6)Kappel im Tal. Dorfgemeinde und Stadtteil – Eine Ortsgechichte-. Herausgeg. von der Stadt Freiburg i.Br., Ortsverwaltung Kappel. Freiburg 1993

(7)Konradsblatt. Bistumszeitung des Erzbistums Freiburg. Nachruf  Johannes Gebert in: Jahrgang 1967, Nr. nicht bekannt

(8)Landesarchiv Baden-Württemberg – Staatsarchiv Freiburg, F 196/2 Nr. 2570

(9) Sammlung Bruno Riediger

Bildnachweis und -erklärungen
Bild 1: Sammlung Bruno Riediger; die drei Kinder der Familie Gebert ca. 1919
Bild 2: Sammlung Bruno Riediger; die Nägeleseestr. 18 im Sommer 2020
Bild 3: Sammlung Bruno Riediger; Familie Lais mit späterer Frau Gebert, links, ca. 1890
Bild 4: Archiv der Salvatorianer (SDS) in München; Pater Molz als Missionar in Indien ca.
1910
Bild 5: Sammlung Bruno Riediger; Hans Gebert als Student ca. 1922
Bild 6: Sammlung Bruno Riediger; Hans Gebert bei seiner Primiz im Kreise der Familie
1925
Bild 7: Sammlung Bruno Riediger; Pfarrer Gebert mit seiner Mutter und den beiden
Schwestern Bertl und Maria sowie zwei unbekannten Patres ca. 1937 in Osterburken
Bild 8: Gästebuch des Pfarrhauses Johannes Gebert 1934-1967; Sammlung Josef Riediger;
Eintragung von Flüchtlingen in Osterburken zum Abschied von Pfr. Gebert 1947
Bild 9: G. Mordos u. Pfarrgemeinde Horben (Hsg.): Die Kirche im Dorf 1792-1992. St.
Agatha in Horben, S.149; Pfarrer Vitt als Pfarrer von Horben 1907-1926
Bild 10: Johannes Gebert: Osterburken im badischen Frankenland. Zum 600-jährigen
Stadtjubiläum. Herausgeg. von der Stadt Osterburken 1956. Buchen 1956
Bild 11: Gästebuch Gebert…. a.a.O. ; gedruckte Einladung zur Feier des silbernen
Priesterjubiläums von Pfr. Gebert 1950
Bild 12: Sammlung Bruno Riediger; das Brautpaar aus Gurtweil/Waldshut mit Pfr. Gebert,
seiner Mutter und seinen beiden Schwestern sowie der im Pfarrhaus wohnenden
Familie Riediger und weiteren Gästen vor dem Blumengarten des Pfarrhauses in
Richtung Peterhof im April 1951. Als Brautmädchen zwei Töchter der Familie Josef
Wiesler
Bild 13: Gästebuch Gebert… a.a.O.; Glockenweihe am 22.04.1951 durch Pfr. Gebert
Bild 14: Gästebuch Gebert… a.a.O.; Glockenweihe am 22.04.1951 durch Pfr. Gebert
Bild 15: Gästebuch Gebert… a.a.O.; Einweihung Ehrenmal/Friedhof am 08.11.53 durch Pfr.
Gebert, Prälat Schinzinger u. weitere Priester; re Pfr. Gebert
Bild 16: Sammlung Josef Riediger; Pfr. Gebert vor dem Gasthaus zum Kreuz bei der
Fahrzeugsegnung, 1950-er Jahre
Bild 17: Sammlung Josef Riediger; die Kappler Kirche, zur Renovierung eingerüstet 1963
Bild 18: Gästebuch Gebert… a.a.O.; Einweihung des Kindergartens St.Barbara im Februar
1967; li. Pfr. Emil Klamet, daneben Bürgermeister Emil Steiert, 5. von li Prof. August
Franzen
Bild 19: Gästebuch Gebert… a.a.O.; Verabschiedung von Pfr. Gebert durch Bürgermeister
Emil Steiert am 26.07.1964
Bild 20: Gästebuch Gebert …a.a.O.; Pfr. Gebert und seine Schwester Bertl am 29.07.1964 mit
Hildegard Rettweiler (Angestellte v. Fr.Stroomann aus der Determann-Villa) vor der
Abreise nach Neusatzeck
Bild 21: Sammlung Bruno Riediger; Widmung für Pfr. Gebert zum Abschied von den
Kappler Ministranten vom 25.07.1964
Bild 22: Johannes Gebert, Superior: Josef Bäder der badische Pfarrer von Ars. Freiburg (
Schweiz) 1967
Bild 23: Gästebuch Gebert … a.a.O.; Weihbischof Gnädinger mit Pfarrer Gebert im April
1967 in Neusatzeck zum Gedenken des 100. Todestags von Josef Bäder
Bild 24: Sammlung Bruno Riediger; Rückseite des Totenbildchens von Pfr. Gebert]

 

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Der Plastikmensch in Kirchzarten

Der Plastikmensch…
ist nach Kirchzarten gekommen
Erwachsene bleiben stehen und zücken ihr Handy, Kinder fragen ihre Eltern „was das denn ist“ und auch der Kunst fernstehende Passanten schenken der Skulptur einige Momente Aufmerksamkeit.
„Dann ist schon viel gewonnen“, könnte man meinen…Entdecken kann man beim Betrachten so manche bekannten Dinge: Vielerlei Verpackungen aus Plastik, vom Joghurtbecher über die Käseverpackung bis zur Weichspülflasche. Sieht genau so aus wie zu Hause im Bad, neben dem Waschmittel. Was hat es mit der rd. 3,5 Meter hohen Skulptur auf sich?
Geschaffen hat sie vor ca. fünf Jahren der Kappler Künstler Thomas Rees. Rees bediente sich einem alten Guss-Ofen, der den Kern der Skulptur darstellt. Der Guss-Ofen stammt noch aus einer Zeit vor dem Plastik. Um den Kern ist verschiedener Plastikmüll gewickelt. So wie der Plastikmensch von diesem Stoff umgeben ist, so prägend ist Kunststoff auch für uns Menschen. Kunststoff/Plastik umgibt uns gewollt, in vielerlei geschaffenen und sinnvollen Dingen und ungewollt, meist als Abfall am Straßenrand oder in der Natur herumliegend. In der Hand hält der Plastikmensch einen Speer mit einem Fisch. Der Fisch steht für die Meere, die mittlerweile ebenfalls voller Plastik sind. Rund um den Globus wird in den Weltmeeren Plastik verteilt, Fische verenden daran, das Plastik reichert sich in diesen an und gelangt über die Ernährungskette in den Menschen. Plastik treibt in riesigen Strudeln auf dem Meer und setzt sich langsam darin ab. Leider zersetzt oder verrottet es nicht, lediglich die Kunststoffteile werden immer kleiner. Der Plastikmensch ist eine Art Mahnmal, der die Menschen aufrütteln soll, ihren Plastikkonsum zu überdenken. Er soll auf dieses aktuelle Thema (mehr denn je) aufmerksam machen.

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