Wie man aus Holz Kohle machte: Klaus Gülker erzählt es Ihnen.
Historische Kohlplätze im oberen Kappler Großtal
Auch hier im oberen Kappler Großtal wurde früher Holzkohle hergestellt. Runde Geländeverebnungen von ca. 8-12 m Durchmesser wurde angelegt, um darauf sogenannte Stehende Rundmeiler aufzubauen: Das Kohlholz, 1 m lange, lufttrockene Holzstücke, wurde in zwei bis drei Etagen halbkugelförmig zusammengestellt und erst mit Zweigen und Laub (Grün- oder Rauhdach), dann mit „Lösche“, einem Gemisch aus Erdmaterial und Asche (Erddach), abgedeckt. Auf diese Weise wurde der Meiler abgedichtet.
Nun konnte der ca. zwei Wochen dauernde Verkohlungsprozess im Zentrum des Meilers (Feuerschacht, Quandel) in Gang gesetzt werden und durch geschickt regulierte Luftzufuhr von innen nach außen durch den Meiler geführt werden. Bei diesem Schwelbrand werden Feuchtigkeit und schlecht brennbare Substanzen aus dem Holz ausgetrieben und die energiereiche Holzkohle entsteht. In einem Meiler wurden typischerweise 30-50 Ster (=Raummeter) Holz verkohlt.
Die Reduktion des Volumens und des spezifischen Gewichts betragen dabei jeweils etwa 50 % des eingesetzten Holzes, so dass sich eine maximale Ausbeute an Holzkohle von 25 Gewichts-% des Kohlholzes ergibt.
Bevor die Nutzung fossiler Energieträger, wie Steinkohle, ab dem 19. Jahrhundert üblich wurde, war Holzkohle neben unverkohltem Holz lange Zeit der wichtigste Energieträger. Die Meilerköhlerei war insbesondere in den waldreichen Mittelgebirgen weit verbreitet; alleine im Schwarzwald zeugen Tausende von Kohlplätzen von dieser historischen Art der Waldnutzung. So befinden sich auch in den umliegenden Wäldern zahlreiche weitere Plätze, und der Schniederlihof in Hofsgrund soll am Ende des 16. Jahrhunderts auf einem Kohlplatz errichtet worden sein. Auf die Tätigkeit der Köhler weisen auch heute noch zahlreiche Flurnamen, wie Kohlerhau, Kohlengrund, Kohlen-bühl und Kohlweg auf Landkarten oder Schildern hin.
Die an den Kohlplätzen auffindbaren Rückstände (Bruchstrücke der Holzkohle) verraten dem Wissenschaftler, welche Holzarten und wie starkes Holz früher von den Köhlern verwendet wurden. An vielen Kohlstätten im Schauinslandgebiet und in weiten Teilen des Südwest-Schwarzwaldes wurde vor allem Buchen- und auch Tannenholz verkohlt. In den höchsten Gipfellagen des Feldberggebietes, war es dagegen überwiegend Holz der Fichte (Rottanne). Im Schauinslandgebiet fehlte die Fichte von Natur aus weitgehend und wurde hier vielerorts erst durch die planmäßige Forstwirtschaft des 19. und 20. Jahrhunderts eingebracht.
Thomas Ludemann