Leopoldstollen

Wie die Hebamme durch den Berg nach Kappel kam: Klaus Gülker erzählt es Ihnen.

Geschichte des Bergbaus in Kappel

Seit wann man vom Kappler Tal aus nach Erz gräbt, ist nicht geklärt. In der Nähe des Eingangs zum Leopold-Stollen findet man Schlackenreste und Keramikscherben aus der Zeit um 1300, die hier auf einen anfänglichen Bergbau (über Tage) schließen lassen. Erstmals wird in einer Urkunde von 1452 die Verleihung von Schürfrechten in Kappel bezeugt. Zwischen den Bergleuten und dem Kloster Oberried, das die Ortsherrschaft über Kappel besitzt, gibt es Streit über den Holzverbrauch für den Bergbau. Im Dreißigjährigen Krieg werden die Gruben und Schmelzanlagen mehrfach geplündert und zerstört.

In der Folge bleibt der Bergbau fast ein Jahrhundert lang stillgelegt. Erst um 1730 wird erneut hier nach Erz gegraben. Die Tiroler Familie Maderspacher beteiligt sich an dem Unternehmen. 1745 engagiert sich die wohlhabende Familie Litschgi aus Krotzingen im hiesigen Bergbau. Es entsteht in der Nähe des späteren Bergmannsheims eine eigene Bergmannssiedlung mit Unterkunft, Zechenhaus, Poch- und Schmelzhütte. Der große Erfolg bleibt jedoch aus. Es häufen sich Konflikte mit den Bauern, die über Flurschäden, zu hohem Holzverbrauch und Belastung des Wassers durch giftige Rückstände klagen. Litschgi verkauft 1755 seine Anteile an den Freiherrn von Beroldingen, der nach Einstürzen im Gegentrum-Stollen und einem verheerenden Brand der Einrichtungen um die Bergmannssiedlung 1762 den Bergbau aufgibt. In den Folgejahren versuchen die Bergleute zunächst in eigener Regie, dann zusammen mit einer neuen Gewerkschaft der Familie Litschgi den Betrieb weiterzuführen; mit geringem Erfolg. Zum Ende der vorderösterreichischen Herrschaft im Breisgau 1803/05 wird der Bergbau in Kappel ganz eingestellt.

Erst im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts beginnt eine neue Ära für den Erzabbau in Kappel, als am 30.11.1876 Freiherr Carl Ludwig von Roggenbach die Schürfrechte im Kappler Tal erwirbt. Jetzt wird nicht mehr nach Silber- und Bleierzen geschürft, jetzt werden Zink und Zinkblende gefördert. Trotz guter Erträge kommt von Roggenbach in finanzielle Schwierigkeiten und verkauft das Ganze 1891 an die „Schwarzwälder Erzbergwerke“. Unter deren Regie expandiert der Betrieb, die Belegschaft wächst rasch auf rund 100 Leute. Oberhalb vom Talausgang wird eine Erzwäscherei errichtet. Zum Transport des Erzes baut die Firma 1899 eine 5,3 km lange Seilbahn vom Leopold-Stollen bis zur Erzwäsche. In der gleichen Zeit gelingt der Durchschlag des Kappler Stollens bis nach Hofsgrund. Das Unternehmen expandiert weiterhin. Bis zum Ersten Weltkrieg verdoppelt sich fast die Belegschaft. Der Ertrag schwankt freilich aufgrund der Entwicklung der Weltmarktpreise für Zink. Das gilt auch für die Zeit nach Kriegsende 1918. Während der Weltwirtschaftskrise nach 1928 muss ein Großteil der Mitarbeiter entlassen werden.

Ein neuer Aufschwung setzt ein, als 1935 die kapitalkräftige „Stolberger Zink AG“ die Gruben am Schauinsland erwirbt. Das Ziel der NS-Politik, das Reich von Rohstoffen möglichst autark werden zu lassen, kommt dem Unternehmen zugute. Der Betrieb wird in allen Teilen modernisiert. Der Kriegsverlauf zwingt dann nach und nach wieder zu massiven Einschränkungen, bis schließlich im Mai 1945 der Betrieb völlig eingestellt werden muss. Dann kann im Herbst 1946 erneut mit der Arbeit begonnen werden. Doch nach 1950 kommt der Absatz aufgrund der fallenden Preise für Zink und Blei ins Stocken. Zugleich geht der Erzgehalt in den Stollen zurück. Schließlich macht die „Stolberger Zink AG“ das Kappler Bergwerk am 2. November 1954 dicht. Die Anlagen werden zum Großteil demontiert, die meisten Gebäude abgerissen; die Aufbereitung erliegt 1956 einem Großbrand.

Was bleibt? Der Bergbau in Kappel ist Vergangenheit. Doch er ist ein zentraler Teil unserer Geschichte und gehört damit zum Wesen unserer Identität.

 

Prof. Dr. Wolfgang Hug

Mensch - Zeit - Erde, Themenweg Lebensraum Freiburg-Kappel

Dieses Projekt wurde gefördert durch das Biosphärengebiet Schwarzwald 
beim Regierungspräsidium Freiburg und finanziert durch Mittel des 
Ministeriums für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg
UM) bzw. des Ministeriums für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz 
Baden-Württemberg (MLR).

Neueste Beiträge

die Moorwächter vom Hinterzartener Moor

Die Moorwächter

Jeder Wächter repräsentiert eine Figur aus der reichen Mythologie und Folklore, die mit Mooren und Sümpfen in Verbindung gebracht wird 1. Die sechs Skulpturen sind:

  1. Der Knabe im Moor
  2. Die Abnoba
  3. Der Faun
  4. Die Moosmännle
  5. Der Nebulon
  6. Das Moos-Annele

Jede Skulptur hat ihre eigene Geschichte und Bedeutung, die auf der offiziellen Website der Moorwächter zu finden ist 1. Die Moorwächter sind ein faszinierendes Beispiel für die Verbindung von Kunst und Natur und ein wunderbares Ziel für einen Spaziergang im Moor.

„Abnoba“

Die Moorwächter sind im Hinterzartener Moor eingezogen

Hinterzarten, 20. September 2023 – Die Moorwächter haben Einzug gehalten. Diese imposanten, etwa 4,5 Meter hohen Holzskulpturen aus Hinterzartener Weißtannenholz wurden von Bildhauer Thomas Rees aus Freiburg geschaffen. Die Idee für diese beeindruckenden Kunstwerke wurde in der der Arbeitsgruppe „Hochmoor“ innerhalb der Initiative „Zukunft Hinterzarten“ entwickelt.

Schon seit jeher sind Moore von Geschichten, Mythen und Sagen durchdrungen – sie sind die Heimat für Geister, Elfen und Halbgötter. Die Moorwächter setzen diese jahrhundertealte Geschichten fort, indem sie faszinierende Figuren aus der reichen Mythologie in das Naturschutzgebiet einführen. Dabei ist es den Initiatoren ein besonderes Anliegen, dass die Wächter Botschafter des Naturschutzes sind. Sie sollen daran erinnern, wie wichtig es ist, unsere einzigartige Landschaft zu schützen und zu bewahren.

In Zukunft werden folgende Figuren den Besuchern an den Zugängen des Moores begegnen:

Abnoba – Die keltische Göttin der Quellen: Sie verlieh dem Schwarzwald in römischer Zeit seinen Namen (Abnoba Mons) und bewacht die Wälder und die Quellen.

Die Moosmännle – Diese verschmitzten Wesen sind unverzichtbare Bewohner eines jeden mitteleuropäischen Moores. Mit ihrer Gutherzigkeit und ihrer Hilfsbereitschaft sind sie die „guten Geister“ des Moores. Sie sind aber extrem scheu und leicht beleidigt.

Der Faun – Ein Halbgott mit Migrationshintergrund: Der Faun bringt eine internationale Note in das Hinterzartener Moor und trägt zur kulturellen Vielfalt bei.

Das Moos-Annele – Diese Sagengestalt hat ihre Wurzeln tief im Hochschwarzwald. Sie erzählt Geschichten von vergangenen Zeiten und trägt so zur Bewahrung unserer Traditionen bei, auch wenn sie zu den weniger sympathischen Bewohnern des Moores gehört.

Nebulon – Ein Wetterhexer, der für die Frühnebel sorgt: Mit seinen zauberhaften Fähigkeiten schafft Nebulon eine geheimnisvolle und mystische Atmosphäre im Moor.

Die Moorwächter wurde eingebettet in die Geschichte vom Knaben im Moor. Grundlage dafür war ein Gedicht von Annette von Droste-Hülshoff, das aus dem 19. Jahrhundert stammt und ins 21. Jahrhundert übertragen wurde. „Der Knabe im Moor 2.0“ beleuchtet nicht nur die Veränderungen in unserer Naturwahrnehmung, sondern auch die zeitlose Schönheit der Natur.

Die Arbeitsgruppe erhielt tatkräftige Unterstützung aus der Region. Klaus Gülker, ein ehemaliger Radiomoderator des SWR, brachte den „Knaben im Moor“ in die heutige Zeit und sprach die Texte, die über QR-Codes an den Skulpturen abgerufen werden können. Eliza und Andreas Kramer kümmerten sich um die Übersetzungen ins Französische, während Susanne Fiessler die englische Version beisteuerte. Rosalin Blue aus Irland sprach die Texte in englischer Sprache ein, ebenfalls über QR-Codes abrufbar. Eugen Winterhalter sorgte für das beeindruckende Weißtannenholz aus dem Gemeindewald Hinterzarten, und die Forstunternehmen Tritschler aus Hinterzarten gewährleisteten zusammen mit dem Bauhof den reibungslosen Aufbau der Figuren und den Transport des Holzes. Das Projekt wurde maßgeblich durch die großzügige finanzielle Unterstützung der Gemeinde Hinterzarten ermöglicht.

Die Einweihung der Moorwächter im Hinterzartener Moor markiert einen bedeutenden Schritt in Richtung Naturschutz und kultureller Bereicherung unserer Region. Doch sei darauf hingewiesen: Die Geschichten um die Wächter erheben aus naheliegenden Gründen keinen Anspruch auf Vollständigkeit oder endgültige Richtigkeit.

 

Weitere Informationen zu den Moorwächtern

die Moorwächter – thomas rees – home (thomas-rees.com)

 

Kontakt für weitere Informationen:

Arbeitsgruppe Hochmoor der Initiative „Zukunft Hinterzarten“

Achim Laber                 

E-Mail: Laber.achim@gmail.com

Bildhauer Thomas Rees 

home:  https://thomas-rees.com/

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