Wald Kamelberg

Warum nicht jeder Spruch über den Wald stimmt: Klaus Gülker erzählt es Ihnen.

Bewirtschaftung des Kappler Waldes

In österreichischer Zeit wurde der Kappler Wald übermäßig stark genutzt, so dass im 18. Jh. eine Holznot entstand. Neben der prioritären Lieferung von Gruben- und „Kohlholz“ war die Herrschaft Oberried durch Holzfloßkontrakte auch zur Lieferung von Brennholz für die Garnison Freiburg verpflichtet. Die Kappler Bauern klagten über ungerechtfertigte Holzentnahmen in großen Mengen aus ihrem Wald durch die staatlich privilegierten Bergleute und wiesen darauf hin, dass sie wegen Holzmangels auch nicht mehr Freiburg mit Brennholz beliefern konnten. Die weitgehende Einstellung des Bergwerkbetriebs im 19. Jh. und eine nachhaltige Waldbewirtschaftung verbesserten den Zustand des Kappler Waldes.

Der Bauern- und Privatwald

Bei der Besiedlung des Kappler Tales im Mittelalter wurde jedem Hofbauern ein Landstreifen zugewiesen, der sich im Regelfall quer über das Tal von Berggrat zu Berggrat erstreckte. Die flacheren Tallagen wurden landwirtschaftlich genutzt und die steilen, höher gelegenen Hanglagen waren der Waldnutzung vorbehalten. Die Waldnutzung schuf bis in die neueste Zeit die Haupteinnahmequelle für die Kappler Bauern. Seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gelangten bis in die 1930-iger Jahre eine große Zahl der Höfe in Staatsbesitz. Dem ging voraus eine lang dauernde Agrarkrise mit vielfältigen Ursachen. Der Staat integrierte die erworbenen Waldanteile in seine Waldungen und verpachtete die Höfe mit ihren landwirtschaftlichen Flächen. Ungefähr 20% der Kappler Waldfläche ist heute noch in Bauern-/Privatbesitz.

Der Gemeinde-/Stadtwald

Den Grundstock des Gemeindewalds bildet der bereits im 16. Jahrhundert vom Kloster Günterstal erworbene „Hintere Wald“ im Schauinslandgebiet. Später kamen vom Kloster Günterstal noch der „Vordere Wald“ als Allmendwald hinzu sowie im vorigen Jahrhundert die Waldanteile der beiden von der Gemeinde erworbenen Bauerngüter Sohlhof und Rothenhof. Bis in das 20. Jahrhundert hinein hatte der Wald für die Gemeinde erhebliche wirtschaftliche Bedeutung. Heute sind ca.25% der Kappler Waldfläche seit der 1974 erfolgten Eingemeindung Stadtwald.

Der Staatswald

Nach der Säkularisation 1806 fiel der Grundbesitz der geistigen Territorien an den Staat. Das Großherzogtum Baden wurde damit Eigentümer von 227 ha Wald aus dem Besitz des Deutschen Ordens, des Priorats Oberried und des Klosters Günterstal. Seither wuchs der Waldbesitz des Staates auf Kappler Territorium überwiegend durch Erwerb der Bauernwälder auf über 500 ha Wald an. Der Staat wurde dadurch zum größten Waldbesitzer in Kappel. Heute umfasst der Waldanteil Baden-Württembergs in Kappel über 50% seiner Waldflächen.

Quellen:

(1) Stadt Freiburg i.Br., Ortsverw. Kappel (Hsg.): Kappel im Tal. Dorfgemeinde und 
Stadtteil – Eine Ortsgeschichte - , Freiburg 1993

Gerrit Müller: Die Entwicklung des Waldeigentums von Staat und Gemeinde auf 
Gemarkung Kappel bei Freiburg i.Br. seit 1806. Eine forstgeschichtlich-heimatkundliche 
Untersuchung. Unveröffentlichtes Manuskript, Freiburg 1979

Institut für Landespflege der Universität Freiburg im Breisgau (Hsg.): 
Das Kappler-Tal. Ein Schwarzwaldtal in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. 
Projektarbeit Sommersemester 1985. Unveröffentlichtes Manuskript, Freiburg 1985

Paul Priesner: Der Bergbau im Schauinsland von 1340 bis 1954. Freiburg 1982

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Lebensraum Mensch

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Mit diesem Stichwort ist die Existenzgrundlage des Menschen umfassend getroffen, wobei jener Raum das vielfältig außermenschliche Leben voraussetzt. Wir Menschen bilden mit Tieren, Pflanzen und der gesamten substantiellen Natur eine Lebensgemeinschaft. Gemeinschaft heißt auch, dass wir nur als soziale Wesen überleben können und mit Verstand und Vernunft die menschlichen Fähigkeiten erhalten haben, das Zusammenleben selbst zu gestalten und zu organisieren. Überall wo Menschen leben, ist hierfür schon Raum gegeben bzw. genommen worden, durchaus einschneidend für die bereits vorhandene Natur, oft segensreich, noch öfter schadhaft. Unsere Lebensräume sind sehr unterschiedlich begütert, ärmlich und (zu) reich. Während zahllose Menschen mit dem Dürftigsten ihr nacktes Leben erhalten müssen, dürfen wir in unseren Breiten häufig aus dem Vollen schöpfen. Wir haben Arbeit, Erwerb und Bildungschancen, nehmen teil am kulturellen Fortschritt, an der Veredelung unseres Daseins durch gestaltete Kunst und schöngeistigen Genuss. Zudem sind wir ohne unser Zutun in eine wundervolle Landschaft hineingeboren, welche wir verantwortungsvoll zu erhalten bemüht sein müssen.

Hierfür wurde ein überregionales Projekt gestartet, das von der UNESCO als Naturerbe anerkannte Biosphärengebiet, mit dem Ziel, unseren unmittelbaren Lebensraum bewusst wahrzunehmen, ihn lebendig und nachhaltig zu bewahren, ihn auszugestalten und für die Zukunft zu pflegen: „Livingroom for future“.

Dass die Kappler Gemarkung zum ausgewiesenen Biosphärengebiet Schwarzwald gehört und dadurch die Stadt Freiburg sich auch dieses Kulturgut auf ihre grüne Fahne schreiben darf, ist ein Gewinn für Mensch und Natur unseres Gemeinwesens.

Die Aufgabe der weiteren Gestaltung dieses großartigen Projektes ist auch uns Bürgern in die Hand gegeben. Besonders der Kunst- und Kulturverein in Kappel nimmt sich dieser arbeitsintensiven Aufgabe an. Zur Präsentation und zum Erlebenkönnen unserer geschichts- und kulturträchtigen Heimat wird schwerpunktmäßig ein Themenweg konzipiert und verwirklicht, an dessen Stationen (Infotafeln, Skulpturen und Soundscapes) man der Lebensgestaltung unserer Vorfahren begegnen kann, Ihrer Arbeit, ihres Glaubens, ihrer Tradition, ihres Zusammenseins, bis hin zur Lebensweise unseres 3. Jahrtausends. Dabei werden wir kunstreich auf unsere Jetzt-Zeit mit ihren Errungenschaften und tiefgreifenden Problemen aufmerksam gemacht zur eigenen Bewusstwerdung, was Dasein und öffentliches Zusammenleben heißt, uns aber auch zeigt, wie gefährdet sich alles Lebendigsein, umrahmt von Himmel und Erde, darstellt.

Freiburg-Kappel, im August 2020

 

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