Wald Prangenkopf

Was Mäuseschwänzchen mit Douglasienzapfen zu tun haben: Klaus Gülker erzählt es Ihnen.

Das Kappler Tal gehört naturräumlich bereits zum Südschwarzwald, an dessen steil aufsteigender Westflanke die zum Rhein hin entwässernden Bäche und Flüsse tiefe Kerbtäler und Schluchten erodiert haben. Über die steilen Hängen haben sich nacheiszeitlich mächtige Lagen aus Gesteinsschutt gelagert, über denen sich tiefgründige und relativ nährstoffreiche Braunerde-Böden entwickeln konnten. Der natürliche Wald ist von Rot-Buchen dominiert, zu der v.a. auf Südhängen bis etwa 600m ü.d.M. die Trauben-Eiche beigemischt ist. Zwischen 600 und 900 m ü.d.M. wird dann die Weiss-Tanne immer häufiger und bildet gemeinsam mit der Buche die für diese Gebiete typischen Buchen-Tannen-Wälder. Die Fichte, auch Rot-Tanne genannt und auf dem Etikett des „Tannezäpfle“-Biers dargestellt, spielt von Natur aus erst in den allerhöchsten Lagen des Schwarzwaldes eine Rolle.

Von dieser typischen Abfolge der Baumartenzusammensetzung kann man auch auffällige Abweichungen erkennen. An flachgründigen Stellen, an denen über dem anstehenden Gneis sich nur ein schwach entwickelter Ranker-Boden befindet, wird die Wald-Kiefer dominant, in unteren Lagen noch gemeinsam mit der Eiche, ansonsten oft mit der Hänge-Birke und Vogelbeere. In den feuchten, oft auch schattig-kühlen Einkerbungen der Seitenbäche findet man Eschen und Berg-Ahorn auf feinerdereichen Böden, an Bachläufen auch Schwarzerlen. Im Frühling fällt durch die weiße Blütenpracht die beigemischte Wild-Kirsche auf.

Dieses natürliche Waldbild ist im Laufe der Jahrhunderte sehr stark durch die Bewirtschaftung verändert worden. Durch die intensive Nutzung in früheren Zeiten für Bau- und Brennholz, für Gerätschaften, für die Holzkohleherstellung (vgl. POI Köhlerei) aber auch als Viehweide und besonders hier in Kappel auch für Grubenholz im Bergbau wurde der Wald stark dezimiert. Erst die Entwicklung des Forstwesens und des Konzeptes der Nachhaltigkeit im 18. Jhd. – welches in seiner ursprünglichen Bedeutung besagt, dass nicht mehr Holz gefällt werden darf, als jeweils wieder nachwächst –, die badischen Forstgesetze von 1833 und 1840, sowie die Gründung des ersten forstlichen Lehrstuhls an der Universität Freiburg im Jahr 1787, schufen die Vorraussetzung für eine geregelte Waldwirtschaft in der Region. Wichtigstes Ziel war es zunächst, die verlorengegangene Waldfläche rasch aufzuforsten, wofür sich die Fichte als schnellwachsende Baumart bestens eignete. An dieser Baumart wurde dann auch lange Zeit festgehalten, weshalb heute die Wälder im Kappler Tal zum großen Teil von der Fichte dominiert werden. Auch die aus Nordamerika stammende Douglasie wurde forstlich eingebracht und man kann sie durch ihr blaugrünliches Nadelkleid auch von Weitem gut erkennen. Vereinzelt findet man auch die aus dem Alpenraum hier her gebrachte Lärche, die im Winter ihre Nadeln abwirft.

Heute wird ein stabiler Mischwald aus Laub- und Nadelhölzern angestrebt, der in Einzelbaumnutzung oder kleineren Hieben nachhaltig genutzt wird. Starke Stürme und Orkane können immer wieder Windwurflücken in die Bestände reissen, teilweise auch auf größerer Fläche. Neue Gefahren drohen dem Wald heute v.a. durch andauernden, atmosphärischen Stickstoffeintrag aus der Verbrennung fossiler Brennstoffe und aus landwirtschaftlichen Emissionen, der nach wie vor die Böden versauert und überdüngt.

Aktuell stehen die Folgen der menschengemachten Klimaerwärmung im Brennpunkt: zunehmende Trockenheit und sommerliche Dürre, zuletzt in den Jahren 2003, 2018 und 2019 setzen v.a. der Fichte, aber auch der Tanne sichtlich zu. Sie verlieren Nadeln, aber auch ihre Widerstandskraft gegen den Borkenkäfer, was den Baum letztlich zum Absterben bringt. So wird sich auch das zukünftige Waldbild vom heutigen unterscheiden: vermutlich wird die Fichte in den tieferen und mittleren Lagen verschwinden, Buche und Tanne sich zugunsten der Eiche und Douglasie in höhere Lagen zurückziehen.

Prof. Dr. Michael Scherer-Lorenzen

 

Quellen: 

Reif, A. & Hetzel, G. (1994) Die Vegetation der Waldaußenränder des Großen Kappler 
Tales bei Freiburg, Südschwarzwald. Mitteilungen des Badischen Landesvereins für 
Naturkunde und Naturschutz e.V., 16: 1-34

Wilmanns, O. (2001) Exkursionsführer Schwarzwald. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart.

Konold, W. & Seitz, B.-J. (2018) Biosphärengebiet Schwarzwald.Silberburg 
Verlag, Tübingen.

Neueste Beiträge

die Moorwächter vom Hinterzartener Moor

Die Moorwächter

Jeder Wächter repräsentiert eine Figur aus der reichen Mythologie und Folklore, die mit Mooren und Sümpfen in Verbindung gebracht wird 1. Die sechs Skulpturen sind:

  1. Der Knabe im Moor
  2. Die Abnoba
  3. Der Faun
  4. Die Moosmännle
  5. Der Nebulon
  6. Das Moos-Annele

Jede Skulptur hat ihre eigene Geschichte und Bedeutung, die auf der offiziellen Website der Moorwächter zu finden ist 1. Die Moorwächter sind ein faszinierendes Beispiel für die Verbindung von Kunst und Natur und ein wunderbares Ziel für einen Spaziergang im Moor.

„Abnoba“

Die Moorwächter sind im Hinterzartener Moor eingezogen

Hinterzarten, 20. September 2023 – Die Moorwächter haben Einzug gehalten. Diese imposanten, etwa 4,5 Meter hohen Holzskulpturen aus Hinterzartener Weißtannenholz wurden von Bildhauer Thomas Rees aus Freiburg geschaffen. Die Idee für diese beeindruckenden Kunstwerke wurde in der der Arbeitsgruppe „Hochmoor“ innerhalb der Initiative „Zukunft Hinterzarten“ entwickelt.

Schon seit jeher sind Moore von Geschichten, Mythen und Sagen durchdrungen – sie sind die Heimat für Geister, Elfen und Halbgötter. Die Moorwächter setzen diese jahrhundertealte Geschichten fort, indem sie faszinierende Figuren aus der reichen Mythologie in das Naturschutzgebiet einführen. Dabei ist es den Initiatoren ein besonderes Anliegen, dass die Wächter Botschafter des Naturschutzes sind. Sie sollen daran erinnern, wie wichtig es ist, unsere einzigartige Landschaft zu schützen und zu bewahren.

In Zukunft werden folgende Figuren den Besuchern an den Zugängen des Moores begegnen:

Abnoba – Die keltische Göttin der Quellen: Sie verlieh dem Schwarzwald in römischer Zeit seinen Namen (Abnoba Mons) und bewacht die Wälder und die Quellen.

Die Moosmännle – Diese verschmitzten Wesen sind unverzichtbare Bewohner eines jeden mitteleuropäischen Moores. Mit ihrer Gutherzigkeit und ihrer Hilfsbereitschaft sind sie die „guten Geister“ des Moores. Sie sind aber extrem scheu und leicht beleidigt.

Der Faun – Ein Halbgott mit Migrationshintergrund: Der Faun bringt eine internationale Note in das Hinterzartener Moor und trägt zur kulturellen Vielfalt bei.

Das Moos-Annele – Diese Sagengestalt hat ihre Wurzeln tief im Hochschwarzwald. Sie erzählt Geschichten von vergangenen Zeiten und trägt so zur Bewahrung unserer Traditionen bei, auch wenn sie zu den weniger sympathischen Bewohnern des Moores gehört.

Nebulon – Ein Wetterhexer, der für die Frühnebel sorgt: Mit seinen zauberhaften Fähigkeiten schafft Nebulon eine geheimnisvolle und mystische Atmosphäre im Moor.

Die Moorwächter wurde eingebettet in die Geschichte vom Knaben im Moor. Grundlage dafür war ein Gedicht von Annette von Droste-Hülshoff, das aus dem 19. Jahrhundert stammt und ins 21. Jahrhundert übertragen wurde. „Der Knabe im Moor 2.0“ beleuchtet nicht nur die Veränderungen in unserer Naturwahrnehmung, sondern auch die zeitlose Schönheit der Natur.

Die Arbeitsgruppe erhielt tatkräftige Unterstützung aus der Region. Klaus Gülker, ein ehemaliger Radiomoderator des SWR, brachte den „Knaben im Moor“ in die heutige Zeit und sprach die Texte, die über QR-Codes an den Skulpturen abgerufen werden können. Eliza und Andreas Kramer kümmerten sich um die Übersetzungen ins Französische, während Susanne Fiessler die englische Version beisteuerte. Rosalin Blue aus Irland sprach die Texte in englischer Sprache ein, ebenfalls über QR-Codes abrufbar. Eugen Winterhalter sorgte für das beeindruckende Weißtannenholz aus dem Gemeindewald Hinterzarten, und die Forstunternehmen Tritschler aus Hinterzarten gewährleisteten zusammen mit dem Bauhof den reibungslosen Aufbau der Figuren und den Transport des Holzes. Das Projekt wurde maßgeblich durch die großzügige finanzielle Unterstützung der Gemeinde Hinterzarten ermöglicht.

Die Einweihung der Moorwächter im Hinterzartener Moor markiert einen bedeutenden Schritt in Richtung Naturschutz und kultureller Bereicherung unserer Region. Doch sei darauf hingewiesen: Die Geschichten um die Wächter erheben aus naheliegenden Gründen keinen Anspruch auf Vollständigkeit oder endgültige Richtigkeit.

 

Weitere Informationen zu den Moorwächtern

die Moorwächter – thomas rees – home (thomas-rees.com)

 

Kontakt für weitere Informationen:

Arbeitsgruppe Hochmoor der Initiative „Zukunft Hinterzarten“

Achim Laber                 

E-Mail: Laber.achim@gmail.com

Bildhauer Thomas Rees 

home:  https://thomas-rees.com/

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