Weidbuchen

Wie aus Rindviechern Baumpaten werden: Klaus Gülker erzählt es Ihnen.

Weidbuchen auf der Kappler Hoch- und Jungviehweide

Weidbuchen sind charakteristische Ausprägungen der Rotbuche, die bei der traditionellen Weidewirtschaft durch Rinderverbiss und Weidepflege entstanden sind. Als tiefbeastete Einzelbäume mit weit ausladenden Kronen prägen sie die historisch gewachsene Kulturlandschaft des Südschwarzwaldes. Die urigen Baumgestalten faszinieren durch ihre Vielgestaltigkeit und den bizarren, Wind und Wetter trotzenden Wuchs. Mit ihrem hohen Alter und ihren starken Stämmen und Ästen, ebenso wie mit ihrem großen Totholzanteil bieten sie aus ökologischer Sicht besondere, wertvolle Lebensräume für Tiere und Pilze. Zu nennen sind insbesondere Fledermäuse, Spechte und andere Höhlenbrüter sowie spezielle totholzbesiedelnde Insekten und Großpilze, ferner seltene, auf den Stämmen wachsende Flechten und Moose.

Voraussetzung für die Entstehung der charakteristischen Weidbuchen ist die landwirtschaftliche Weidenutzung, bei der die jungen Buchen immer wieder vom Vieh verbissen werden. Im Kronenschatten einer Buche keimen aus den Samen junge Bäumchen, die zunächst im Weidegang der Rinder abgebissen oder niedergetreten werden. Wird der Vegetationspunkt eines Triebes verletzt, können sich die Jungpflanzen regenerieren, indem aus ruhenden Knospen am verbliebenen Stämmchen neue Austriebe erfolgen. Dieser Vorgang kann sich vielmals wiederholen, wobei die Größenentwicklung erheblich beeinträchtigt wird. Trotzdem wachsen die Stämmchen mit der Zeit sowohl in die Höhe als auch in die Breite – in diesem Stadium werden sie als „Kuhbusch“ bezeichnet. Im Laufe von vielen Jahren können einzelne Triebe im Zentrum von Kuhbüschen nicht mehr von Maul des Viehs erreicht werden und dann durchwachsen – „dem Maul des Viehs entwachsen“ – und schließlich zu urwüchsigen, mehrstämmigen Weidbuchen heranwachsen, die ein Alter von über 300 Jahren erreichen können.

Die Beweidung der Allmendflächen (Gemeinschaftsweiden) erfolgte in den vergangenen 300 Jahren traditionell mit Rindern, teilweise aber auch mit gemischten Herden, also zusätzlich mit Schafen und Ziegen. Der Vorteil von Rinderherden mit wenigen Ziegen liegt darin, dass die Ziegen Gehölze bevorzugt befressen und zugleich in den gemischten Herden von den Hirten leichter unter Kontrolle zuhalten sind als in reinen Ziegenherden.

Zusätzlich zu der Beaufsichtigung und Betreuung der Tiere hatten die Hirten die Aufgabe, aufkommende Gehölze zu entfernen (Weidepflege). Seit der Mitte des vorigen Jahrhunderts gewann die Koppelbeweidung mittels Elektrozaun zunehmend an Bedeutung. Seither findet keine dauerhafte Beaufsichtigung der Tiere durch Hirten mehr statt, sondern erfolgt durch den Halter oder Weidewart, der in der Regel täglich nach der Herde schaut. Das Vieh bestimmt den Weidegang selbst. Durch die Beweidung in Koppeln, die im Turnus von wenigen Wochen gewechselt werden, wird unregelmäßiges Abweiden verhindert.

Die Kappler Hoch- und Jungviehweide wird wetterabhängig von Juni bis in den Oktober (4 – 4½ Monate, bis zu 25 Rinder) von ein bis drei jährigem Jungvieh beweidet. Bewirtschaftet wird die Fläche vom Meierhof und vom Bläsihof.

Quellen:
Leitz, C. (o.J.): Tafel am Schauinsland: Weidbuchen auf dem Schauinsland. 
Staatliche Naturschutzverwaltung Baden-Württemberg, Regierungspräsidium Freiburg

Ludemann, T. & Betting, D. (2009): Jahrringanalytische Untersuchungen an 
Weidbuchen im Südschwarzwald. – Mitt. Ver. Forstl. Standortskunde u. 
Forstpflanzenzüchtung 46: 83-107.

Naturpark Südschwarzwald (Hrsg. 2019): Weidfelder-Weidbuchen-Wäldervieh. 
Eine Wanderung von der Vergangenheit in die Zukunft.

 

Neueste Beiträge

die Moorwächter vom Hinterzartener Moor

„Abnoba“

Die Moorwächter sind im Hinterzartener Moor eingezogen

Hinterzarten, 20. September 2023 – Die Moorwächter haben Einzug gehalten. Diese imposanten, etwa 4,5 Meter hohen Holzskulpturen aus Hinterzartener Weißtannenholz wurden von Bildhauer Thomas Rees aus Freiburg geschaffen. Die Idee für diese beeindruckenden Kunstwerke wurde in der der Arbeitsgruppe „Hochmoor“ innerhalb der Initiative „Zukunft Hinterzarten“ entwickelt.

Schon seit jeher sind Moore von Geschichten, Mythen und Sagen durchdrungen – sie sind die Heimat für Geister, Elfen und Halbgötter. Die Moorwächter setzen diese jahrhundertealte Geschichten fort, indem sie faszinierende Figuren aus der reichen Mythologie in das Naturschutzgebiet einführen. Dabei ist es den Initiatoren ein besonderes Anliegen, dass die Wächter Botschafter des Naturschutzes sind. Sie sollen daran erinnern, wie wichtig es ist, unsere einzigartige Landschaft zu schützen und zu bewahren.

In Zukunft werden folgende Figuren den Besuchern an den Zugängen des Moores begegnen:

Abnoba – Die keltische Göttin der Quellen: Sie verlieh dem Schwarzwald in römischer Zeit seinen Namen (Abnoba Mons) und bewacht die Wälder und die Quellen.

Die Moosmännle – Diese verschmitzten Wesen sind unverzichtbare Bewohner eines jeden mitteleuropäischen Moores. Mit ihrer Gutherzigkeit und ihrer Hilfsbereitschaft sind sie die „guten Geister“ des Moores. Sie sind aber extrem scheu und leicht beleidigt.

Der Faun – Ein Halbgott mit Migrationshintergrund: Der Faun bringt eine internationale Note in das Hinterzartener Moor und trägt zur kulturellen Vielfalt bei.

Das Moos-Annele – Diese Sagengestalt hat ihre Wurzeln tief im Hochschwarzwald. Sie erzählt Geschichten von vergangenen Zeiten und trägt so zur Bewahrung unserer Traditionen bei, auch wenn sie zu den weniger sympathischen Bewohnern des Moores gehört.

Nebulon – Ein Wetterhexer, der für die Frühnebel sorgt: Mit seinen zauberhaften Fähigkeiten schafft Nebulon eine geheimnisvolle und mystische Atmosphäre im Moor.

Die Moorwächter wurde eingebettet in die Geschichte vom Knaben im Moor. Grundlage dafür war ein Gedicht von Annette von Droste-Hülshoff, das aus dem 19. Jahrhundert stammt und ins 21. Jahrhundert übertragen wurde. „Der Knabe im Moor 2.0“ beleuchtet nicht nur die Veränderungen in unserer Naturwahrnehmung, sondern auch die zeitlose Schönheit der Natur.

Die Arbeitsgruppe erhielt tatkräftige Unterstützung aus der Region. Klaus Gülker, ein ehemaliger Radiomoderator des SWR, brachte den „Knaben im Moor“ in die heutige Zeit und sprach die Texte, die über QR-Codes an den Skulpturen abgerufen werden können. Eliza und Andreas Kramer kümmerten sich um die Übersetzungen ins Französische, während Susanne Fiessler die englische Version beisteuerte. Rosalin Blue aus Irland sprach die Texte in englischer Sprache ein, ebenfalls über QR-Codes abrufbar. Eugen Winterhalter sorgte für das beeindruckende Weißtannenholz aus dem Gemeindewald Hinterzarten, und die Forstunternehmen Tritschler aus Hinterzarten gewährleisteten zusammen mit dem Bauhof den reibungslosen Aufbau der Figuren und den Transport des Holzes. Das Projekt wurde maßgeblich durch die großzügige finanzielle Unterstützung der Gemeinde Hinterzarten ermöglicht.

Die Einweihung der Moorwächter im Hinterzartener Moor markiert einen bedeutenden Schritt in Richtung Naturschutz und kultureller Bereicherung unserer Region. Doch sei darauf hingewiesen: Die Geschichten um die Wächter erheben aus naheliegenden Gründen keinen Anspruch auf Vollständigkeit oder endgültige Richtigkeit.

 

Weitere Informationen zu den Moorwächtern

die Moorwächter – thomas rees – home (thomas-rees.com)

 

Kontakt für weitere Informationen:

Arbeitsgruppe Hochmoor der Initiative „Zukunft Hinterzarten“

Achim Laber

Telefon: 07676-933637

E-Mail: Laber.achim@gmail.com

 

Bildhauer Thomas Rees:

Telefon: 0171-7840024

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