Soundscape Transportseilbahn

Transportseilbahn.

Soundscapes im Wandel der Zeit

Tonaufnahme: „Vogelgesang und Feldgrille“
Sonntagmittag im Frühling, 19. April 2020, 16:02. Pfeiferwiesen, ehemalige Transportseilbahn. Amsel, Buchfink, Kohlmeise und Feldgrillen.

Der Verlust der Biodiversität, die Homogenisierung der Landschaft und die stete Zunahme an motorisiertem Verkehr führen zur Verarmung unserer Klanglandschaften. War früher alles besser? Die Rekonstruktion historischer Soundscapes ist alles andere als einfach. Versuchen wir uns eine Klanglandschaft im Kappler Tal in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts, also zur Zeit des Bergbaus vorzustellen. Wälder und Wiesen wurden anders genutzt. Es gab wohl insgesamt weniger Wald, aber vielleicht extensiver genutzte und artenreichere Wiesen. Wie wirkte sich dies auf die Artenzusammensetzung und damit auf die Gesänge der Tierwelt aus? Der motorisierte Individualverkehr war wohl nur in geringem Maße vorhanden. Aber wie laut waren die Motoren der existierenden Traktoren, Sägemotoren und der wenigen Autos? Wie allgegenwärtig waren Handwerksgeräusche? Wie stark hat der Bergbau das Kappler Tal akustisch geprägt? Es gab Sprengungen, Eisenbahnen, Turbinen und motorisierte Sägen. Häufig waren die Maschinen zu dieser Zeit lauter und rhythmischer als heute. In der Erzaufbereitungsanlage kamen 72 Elektromotoren, 22 Elektrotransformatoren und 32 Wasserpumpen zum Einsatz – Tag und Nacht, von Montag bis Sonntag1.

Zumindest für diesen Standort können wir davon ausgehen, dass sich die Soundscape im Vergleich zur Zeit des Bergbaus verbessert hat.

Heute ist dies ein Ort der Erholung. Ein beliebter Ort, um im Verlauf einer Wanderung eine Pause einzulegen oder um ganz gezielt hierher zu kommen an einen Ort der Besinnung, zum Picknicken oder um mit Freunden am Lagerfeuer zu sitzen. Zur Zeit des Bergbaues wäre dies so schnell niemandem in den Sinn gekommen. Tag und Nacht ratterte und quietschte hier die Transportseilbahn. Sie muss weithin im ganzen Tal zu hören gewesen sein. An dieser Stelle war es allerdings besonders laut. Ob Sie die Vögel und Feldgrillen überhaupt gehört hätten?

Wer sich weiterführend für historische Klänge und Klanglandschaften des 20. Jahrhunderts interessiert, dem sei das Online-Dossier „Sound des Jahrhunderts“ ans Herz gelegt.2 Herausgegeben wurde es von der Bundeszentrale für Politische Bildung.

1 Steiert, Erwin, 1993. “Der Bergbau in Kappel von 1872 bis 1954“ in: Kappel im Tal. Redaktion: W. Hug und U. Rödling. Herausgeber: Stadt Freiburg i.Br. Ortsverwaltung Kappel.
2 https://www.bpb.de/geschichte/zeitgeschichte/sound-des-jahrhunderts/

Soundscapes - Tonaufnahmen und Texte: Dr. Sandra Müller